Unser Jahrgang 9 besuchte also am Dienstag, den 25.06, das Konzentrationslager Sachsenhausen. Dieses Lager bestand zwischen 1936 und 1945; insgesamt 200.000 Häftlinge wurden in dieses KZ deportiert und sollten dort unter dem Spruch „Arbeit macht frei“, den man auch am Eingang der Kommandantur und des Häftlingslagers sehen konnte, Arbeit verrichten. Heute handelt es sich bei diesem Gelände um eine Gedenkstätte bzw. ein Museum, das allerdings noch viele Bauten der damaligen schrecklichen SS-Zeit enthält. Dieses KZ ist übrigens das erste KZ, das nach der Ernennung des Reichsführers der SS H. Himmler zum Chef der Deutschen Polizei im Juli 1936 von Häftlingen aus Emslagern erbaut wurde.
Am Morgen trafen wir uns zunächst gegen 8.00 Uhr an der Schule und warteten darauf, bis die Busse gegen 8.30 Uhr eintrafen. Herr Be., der uns zusammen mit Frau Mo. und einem Vater aus der 9c begleitete, sammelte in der Zwischenzeit ganz seelenruhig das restliche Geld derjenigen ein, die dieses seltsamerweise nach den ganzen Wochen immer noch nicht abgegeben haben. Aber nun gut, die Busse standen also endlich bereit und selbstverständlich rannten die meisten zum großen Bus, während wir, die 9a, uns sehr taktisch verhielten. Wir nahmen für die Fahrt den kleinen Bus in Kauf, auch wenn dieser weniger Komfort, aber immerhin Abstand von der Lautstärke der anderen bot. Gute Gespräche, Snaps, nachgeholte Schlafeinheiten und Enge später kamen wir bereits nach 1,5 Stunden an der Gedenkstätte an. Herr Be. brachte dann jeder Gruppe, die wir in der vorherigen Geschichtsstunde festlegten, einen Audioguide sowie eine Karte, um uns auf dem Gelände zurechtzufinden, da jede Gruppe Aufgaben bekam, welche mithilfe dieses Besuchs gelöst werden durften, aber dazu im nächsten Beitrag mehr. Wir erkundeten nun für drei Stunden individuell also dieses weitläufige KZ und es war schon ein komisches Gefühl, als wir vor dem Eingang der Kommandantur und des Häftlingslagers standen. Wir betraten dieses Gelände, auf dessen Tür „Arbeit macht frei“ stand und starteten den Audioguide mit der Nummer 17, der „Zellenbau“, während wir also dorthin liefen. Vorbei an den Mauern und im einzigen noch vorhandenen Flügel von ehemals 3 (in T-Form angeordnet) erzählte uns der Guide, was die Häftlinge dort Schreckliches erwartete. Die „normalen Zellen“ raubten uns beim Anblick schon fast den Atem, bis wir dann auch noch die Dunkelkammer sahen, bei der die Fenster durch Holzbretter verdunkelt wurden und kein Licht durchließen. Als wir fast das Ende dieses Flügels erreichten, blickten wir noch einmal in einzelne Zellen und lasen uns die Texte über einzelne Häftlinge durch. Und ja, es handelte sich nicht nur um Juden, die zu dieser Zeit in so ein KZ deportiert wurden. Der Gedanke, dass dort einst die SS-Soldaten Menschen zu Tode quälten, war und ist einfach nur grauenvoll. Wir gingen also weiter, bis wir auch bei dem Erschießungsgraben und dem Leichenkeller sowie dem Krematorium waren, welche durch ihre kalten Innentemperaturen noch einmal mehr für ein unwohles Gefühl sorgten.
Nach vielen Fußmärschen, Gedanken an diese schreckliche Zeit und Fotos später trafen wir uns nach einer kleinen Stärkung bei der Cafeteria wieder am Eingang. Nachdem die Audioguides abgegeben wurden, stiegen wir wieder in den Bus und fuhren so langsam zurück. Gegen 15.30 Uhr kamen wir wieder bei der Schule an und ein sehr informativer, aber auch bewegender sowie anstrengender Tag neigte sich dem Ende zu.
Lisa (9a)
Jede Klasse begab sich heute Morgen zunächst in einen eigenen Raum und, nachdem Herr Be. den Ablauf erläuterte, lag auch schon jede Gruppe los. Es wurden Internetrecherchen betrieben sowie die Informationen vom Vortag genutzt, um dem Ziel des Tages immer näherzukommen. Auch in den Pausen blieben einige im Gebäude und arbeiteten tatkräftig weiter, was natürlich nicht zufällig auch an der höheren Außentemperatur lag. Die Zeit verging und nachdem die Präsentation vielleicht ein paar Mal durchgesprochen wurde, stellten die ersten ihre in der 5. Stunde auch schon vor. Selbstverständlich benotete Herr Be. diese auch. Am Ende der Präsentation von Laura und mir (Lisa) nahmen wir zu folgendem Zitat von Franz Ballhorn Stellung, welches wir bei unserem Rundgang entdeckten:
„Über der gähnenden Einfahrt des unheimlichen grauen Hauses steht in dicken, schwarzen Lettern ‚Schutzhaftlager Sachsenhausen‘. Weiße Buchstaben am Eisentor künden: ‚Arbeit macht frei‘. Hinter uns flüstert jemand: ‚Ja, im Krematorium drei‘.“ (Franz Ballhorn, 16.12.1940, Eintrag in seinem Tagebuch „Die Kelter [Symbol für Zorn] Gottes“)
Zunächst fragten wir uns, wer den letzten Satz gesagt haben könnte und Laura meinte, es könne sich dabei um einen weiteren Häftling gehandelt haben. Aufgrund des Titels seines Tagebuchs ist davon auszugehen, dass Franz Ballhorn gläubig war. Sie meinte, dass Ballhorn vielleicht dachte, dass mit „frei“ das „Frei“ in den Himmel gemeint sei und der Häftling dies eben durch die letzte Aussage bestätigt habe. Ich interpretierte dies als Aussage von einem SS-Soldaten, der eben Franz Ballhorn jegliche Hoffnungen nehmen wollte. Vielleicht ging dieser nämlich davon aus, dass man durch Arbeit wirklich wieder aus dem KZ kommt, was ja auch teils so war. „[…], im Krematorium drei.“ könnte dann nämlich meinen, dass drei Menschen, die sich im Krematorium (dort werden Leichen verbrannt) befanden, eben genau dies auch dachten, nun aber deren reglose Körper verbrannt wurden.
Was denkt ihr?
Lisa (9a)