Die Inszenierung war von der musikalischen Begleitung, der Konstruktion des Bühnenbilds, die so konzipiert war, als wäre sie ein auseinandergebrochenes Puzzle, und der Modernisierung des Inhalts geprägt. Alle drei Ebenen fungieren als Medium für den ausgetragenen Konflikt Woyzecks als Individuum im Kreis der Machtverhältnisse.
Die Inszenierung weist einige Abweichungen von Büchners Werk auf. Als erstes der Schluss, der praktisch wieder mit dem Anfang beginnt, denn die dargestellten Ereignisse seien nur ein Traum Woyzecks gewesen. Außerdem ist Andres eine Frau und Doktor, Hauptmann und Tambourmajor werden ebenfalls von Woyzeck getötet, im Original nur Marie. Das Stück erfährt insgesamt eine Aktualisierung, sexuelle Offenheit, berufliche Selbstverwirklichung von Frauen, denn Andres ist Soldatin, uneheliche Kinder als Normalität, die nicht mehr für gesellschaftliches Aufsehen sorgen sind beispielhaft zu nennen. Im Zentrum steht die Posttraumatische Belastungsstörung Woyzecks nach einem Einsatz, die Armut wird nur am Rande als Ursache seiner Unfähigkeit, Marie ein guter Partner zu sein, thematisiert.
Die Inszenierung war überraschend gut . Die Aufführung zeigte mir, trotz schlimmer Erwartungen, das komplette Gegenteil dieser. Woyzeck war die beste Aufführung, die ich mir angeschaut habe und ich war wahrscheinlich auch nicht die Einzige, denn das Publikum ist genauso begeistert gewesen. Ich würde einen Besuch dieser Inszenierung jeder Klasse empfehlen.
Lisa (Jg. 12)