Erinnerung an die Vergangenheit – Exkursion nach Hohenschönhausen und Besuch der Bernauer Straße

Im Rahmen des Geschichtsunterrichts beschäftigten wir uns vorab mit diesem sehr bewegten Kapitel unserer eigenen Geschichte. Dabei ging es unter anderem um das Thema „Demokratie und Diktatur: Herrschaft und Menschenrechte, Umgang mit Opposition und Vielfalt“.

Vortrag vom Jugendoffizier zur Grenzanlage an Bernauer Straße

Um dies hautnah erfahren zu können, besuchten wir zunächst die Bernauer Straße. Diese befand sich an der Grenze zwischen den Berliner Stadtbezirken Wedding und Mitte und war ein Brennpunkt der deutsch-deutschen Nachkriegsgeschichte. Der Bau der Berliner Mauer und seine Folgen für die Bewohner der geteilten Stadt wurden hier besonders dramatisch erlebt. Die Geschichte dieser Straße zeigt exemplarisch die Aus­wirkungen des Mauer­­baus: die Zerstörung von Stadt­raum und Lebenswegen, die Trennung von Familien­ange­hörigen und Freunden. Sie dokumentiert die Versuche, der Diktatur durch Flucht in den Westen zu entkommen. Der Ort zeigt die herausragende Funktion der Mauer im Herrschaftsgefüge der SED und das Funktionieren des Mauerregimes.

Die Jugendoffiziere der Bundeswehr erläuterten uns, wie die Grenzanlage errichtet wurde, wie diese aufgebaut war und welche tragischen Schicksale sich vor Ort ereigneten. Viele Gedenk- und Informationstafeln boten weitere, zum Teil schockierende Einblicke in die Vergangenheit.

Gedenktafel für die 140 Maueropfer

Nach diesen ersten, sehr bewegenden Eindrücken ging es weiter in das Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen. Dieser Ort ist wie kaum ein anderer in Deutschland mit der 44-jährigen Geschichte politischer Verfolgung in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR verknüpft. Auf dem Gelände einer ehemaligen Großküche im Nordosten Berlins wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein sowjetisches Speziallager errichtet. Nach der Schließung des Lagers im November 1946 entstand im Keller des Gebäudes das zentrale sowjetische Untersuchungsgefängnis für Ostdeutschland. Im April 1951 übernahm das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) das Gefängnis, erweiterte es im November 1960 durch einen Neubau und nutzte es bis Januar 1990 als zentrale Untersuchungshaftanstalt. Tausende politisch Verfolgte waren an diesem Ort inhaftiert, darunter fast alle bekannten DDR-Oppositionellen.

Der Eingang zum Stasigefängnis

Vor Ort schauten wir uns zunächst einen Film über die Entstehung und Nutzung des Gebäudes an. Im Anschluss wurden wir in mehrere Gruppen aufgeteilt und nahmen an Führungen durch das Gefängnis teil, die von Zeitzeugen oder Historikern durchgeführt wurden. Besonders erschreckend war das sogenannte „U-Boot“, das in den Anfangsjahren von den Sowjets genutzt wurde, um politische Gefangene zu inhaftieren. Aufgrund von grausamen Haftbedingungen starben hier sehr viele Menschen aufgrund von Krankheiten.

Zelle im „U-Boot“ für mehrere Häftlinge

Während der späteren Nutzung durch das MfS kam es dann nicht mehr zu Todesfällen, da die Unterbringung und Verpflegung wesentlich besser war. Jedoch litten viele der Häftlinge an den psychologischen Zersetzungsmethoden wie Schlafentzug, vollständige Isolation oder der gezielten Verbreitung von Desinformationen, z.B. in Bezug auf die Familie. Viele der dort inhaftierten politischen Häftlinge wurden später durch die BRD freigekauft.

Einzelhaft und vollständige Isolation

Der Tag war insgesamt sehr beeindruckend und bewegend und hat uns gezeigt, welche Verantwortung wir tragen, um solch einem Unrechtssystem vorzubeugen. Vielen Dank auch noch einmal an die Bundeswehr und unsere Jugendoffiziere, für die Vorbereitung und Durchführung dieses Tages.

Der Jahrgang 10

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